Digital Sovereignty Index: Finnland auf Platz 1 vor Deutschland und den Niederlanden

Beitragsdatum

7. August 2025

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Autor

Christoph Weissthaner

  • Deutschland auf dem zweiten Platz, Österreich und die Schweiz über EU-Durchschnitt
  • Großbritannien, Spanien, Italien, Dänemark, Norwegen und Belgien sind Nachzügler in Sachen digitaler Souveränität
  • Nextcloud veröffentlicht erstmals Digital Sovereignty Index

Finnland (64,5) hat die höchste Verbreitung digitaler hoheitlicher Infrastrukturen, gefolgt von Deutschland (53,85) und den Niederlanden (36,32). Während Großbritannien (9,21), Belgien (7,15), Italien (6,5), Spanien (7,01) und Dänemark (6,5) hinter dem Durchschnitt aller EU-Länder (16,31) zurückbleiben. Dies sind die Ergebnisse des ersten Digital Sovereignty Index (DSI), der vom Open-Source-Softwareunternehmen Nextcloud veröffentlicht wurde und die Nutzung von selbst gehosteten Technologien für die Zusammenarbeit in rund 50 Ländern misst.

Die Diskussion um digitale Souveränität hat seit Anfang des Jahres an Dynamik gewonnen und umfasst Themen wie den Schutz sensibler Daten, die Vermeidung von Abhängigkeiten und die Gewährleistung demokratischer Kontrolle über die Infrastruktur. Das Open-Source-Softwareunternehmen Nextcloud hat seinen ersten Digital Sovereignty Index (DSI) veröffentlicht, um den Status digital souveräner Infrastrukturen aufzuzeigen. Der Index erfasst rund 50 beliebte selbst gehostete Softwarelösungen für File Hosting, Groupware, Kollaboration und Projektmanagement und gibt die Anzahl der Implementierungen pro 100.000 Einwohner im Vergleich zu anderen Ländern unter den 50 im Index aufgeführten Ländern an.

„Die Untersuchung zeigt ein hohes Bewusstsein in Deutschland. Privatpersonen sowie kleine und mittlere Unternehmen nutzen selbst gehostete Technologien, die oft Open Source sind. Behörden sind jedoch nach wie vor weitgehend von großen Technologieunternehmen abhängig. Diese Kluft zeigt, dass öffentliche Verwaltung stark von ausländischen Big-Tech-Anbietern abhängig sind, während die Bevölkerung und kleine Unternehmen tatsächlich Wert auf digitale Souveränität legen“, sagt Frank Karlitschek, CEO und Gründer von Nextcloud.

„Die öffentliche Verwaltung ist stark von Produkten digitaler Monopolisten abhängig und läuft Gefahr, langfristig mit Steuergeldern überhöhte Preise zu zahlen. Das Dienstleistungsdefizit der EU gegenüber den USA bei Softwarelizenzen, Cloud Services und anderen Kosten hat im vergangenen Jahr einen alarmierenden Rekordwert von 148 Milliarden Euro erreicht“, sagt das Würzburger Informatikprofessor Harald Wehnes.

Deutschland auf dem zweiten Platz, Österreich und die Schweiz über EU-Durchschnitt

Frankreich (25,1), Österreich (20,23) und die Schweiz (23,32) liegen zwar über dem EU-Durchschnitt, aber hinter den Spitzenreitern zurück. Darüber hinaus wird das Ranking Frankreichs durch die hohe Anzahl an selbst gehosteten Tools und Infrastrukturen wie Plex und Webmin positiv beeinflusst. Doch in allen anderen Anwendungsbereichen hinkt das Land hinterher und belegt sowohl bei File Hosting als auch beim Projektmanagement nur den achten und bei den Kommunikationswerkzeugen sogar nur den elften Platz.

Die baltischen Staaten sind für digitale Behördenleistungen bekannt. Allerdings liegen Lettland (16,63), Estland (18,4) und Litauen (16,1) überraschenderweise nur knapp über dem EU-Durchschnitt, wenn es um digitale Souveränität geht.

Norwegen (6,35), Belgien (7,15), Dänemark (6,5), Spanien (7,01) und Italien (6,49) liegen deutlich unter dem EU-Durchschnitt (16,31). Das Ranking ist besonders interessant, da die digitale Souveränität in Dänemark seit Anfang des Jahres große Beachtung findet.

„Ich bin der Meinung, dass Europa auf digitale Souveränität hinarbeiten und unsere Werte und Vorschriften zum Datenschutz wahren sollte. Offene Standards und Open-Source-Technologien gewinnen in diesem Zusammenhang ebenfalls zunehmend an Bedeutung und sind für eine widerstandsfähige digitale Landschaft unverzichtbar“, erklärt Pernille Tranberg, unabhängige Beraterin für Daten- und KI-Ethik.

„Das Ziel der Stärkung der technologischen Souveränität besteht darin, Abhängigkeiten zu verringern und die Kontrolle und Sicherheit personenbezogener Daten sowie von Geschäftsgeheimnissen von Unternehmen zu verbessern. Darüber hinaus brauchen wir jedoch offene technologische Souveränität, da öffentlicher Dienst und Privatwirtschaft in Europa nur mit Open Source nachhaltig innovativ sein und Neues schaffen können. Wir begrüßen den Digital Sovereignty Index, da er zeigt, wie die europäischen Länder in dieser Hinsicht abschneiden“, sagt Sebastian Raible, Leiter für EU-Beziehungen bei der European Open Source Business Association APELL in Brüssel.

Das Vereinigte Königreich (9,21), Kanada (14,94) und die USA (14,88) bleiben ebenfalls hinter dem EU-Durchschnitt (16,31) zurück.

Die vollständigen Ergebnisse des Digital Sovereignty Index sind hier verfügbar: dsi.nextcloud.com.

Ermittlung des Digital Sovereignty Index (DSI): Methodik

Nextcloud hat am 28. Juli 2025 in über 50 Ländern die Nutzung von etwa 50 beliebten selbst gehosteten Softwarelösungen für File Hosting und Zusammenarbeit, Groupware, Kollaboration und Projektmanagement auf mehr als 7,2 Millionen Servern untersucht. Der DSI-Wert verwendet eine Zahl zwischen 0 und 100, um die Anzahl der Implementierungen pro 100.000 Einwohner im Vergleich zu anderen Ländern im Index anzuzeigen. Je höher der Wert, desto sichtbarer ist souveräne Infrastruktur. Der DSI ist kein absoluter Maßstab für Souveränität, aber er liefert einen starken Indikator auf die Entscheidungen, die eine Gesellschaft für ihre Daten trifft. Es ist wichtig zu beachten, dass der Index auf der Anzahl der Bereitstellungen basiert und nicht auf deren Größe. Da kleine und mittlere Unternehmen sowie privat betriebene Server, weitaus zahlreicher sind als größere Organisationen wie Regierungen oder Großunternehmen, sagt der Index mehr über die Entscheidungen von Einzelpersonen und kleinen Unternehmen aus als über das Verhalten von Behörden oder Konzernen. Die Untersuchung wurde zum ersten Mal durchgeführt. Nextcloud hat keinen Zugriff auf Daten seiner Kunden oder auf Daten anderer Open-Source-Softwarelösungen, die von Dritten verwendet werden.

Über Nextcloud

Nextcloud ist die weltweit beliebteste datenschutzorientierte Kollaborationsplattform. Sie wird von Zehntausenden von privaten und öffentlichen Organisationen und von Millionen von Privatpersonen genutzt, um die Kontrolle über ihre sensiblen Daten zu behalten und die Einhaltung des Datenschutzes zu gewährleisten.

Mit Nextcloud können Benutzer Dokumente bearbeiten und freigeben, chatten und Videokonferenzen durchführen sowie E-Mails, Kontakte und Kalender über einfache Web- und Mobil-Apps verwalten. Die Open Source Software ist modular aufgebaut und kann mit Hunderten von Apps erweitert werden. Sie läuft vor Ort in einer privaten Cloud oder bei einem vertrauenswürdigen Hosting Provider.

Nextcloud wurde 2016 gegründet und wächst seitdem organisch. Weitere Informationen unter www.nextcloud.com/de.

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